Dem Himmel so nah...




Unterwegs im Bergland. Erst einmal vorneweg: Der Ausflug an die chinesische Grenze kostet schon seine Zeit, ein bisschen Kraft und Energie - aber es lohnt sich! Am besten bucht man eine Tour ins Bergland von Hanoi aus. Es gibt Zwei-Tages- und Drei-Tages-Touren. Wir haben uns für die kürzere Variante entschieden und die sieht wie folgt aus: Anreise von Hanoi aus mit dem Nachtzug nach Lao Cai (ca. 8 Stunden Fahrt) - von dort aus mit dem Bus nach Sapa (ca. eine Stunde Fahrt) - zwei Tage in Sapa mit diversen Trekking-Touren - dann geht es wieder mit dem Nachtzug zurück nach Hanoi.




Man sollte auf jeden Fall eine Prise Gelassenheit
und Geduld mit ins Gepäck nehmen, denn ein bisschen chaotisch ist so eine Fahrt mit dem Nachtzug schon. In den meisten Fällen bringt die Travel Agency die Reisenden zum Bahnhof, danach geht alles ganz schnell: Es kommt jemand, der die Tickets besorgt, dann kommt noch jemand, der einen zum Gleis bringt... Man sollte auf jeden Fall nicht den Anschluss an die Kontaktpersonen auf dem Bahnhofsgelände verlieren - genau so wenig, wie die Zuversicht, dass alles schon irgendwie klappt. Wenn man dann im richtigen Zug sitzt, ist alles gut.


Wir empfehlen unbedingt, ein Vierer-Abteil zu buchen, die Sechser-Abteile sind ein bisschen abenteuerlich. Ob zu viert oder sechst im Abteil - die Betten darin sind eindeutig für Asiaten gemacht: Sehr schmal und nicht allzu lang. Die einen Touristen können besser, andere schlechter darin schlafen, manch einer macht gar kein Auge zu - auf jeden Fall ein großes Abenteuer. Pluspunkte gibt es für die saubere Bettwäsche und das Gratis-Mineralwasser.




In Sapa angekommen präsentieren sich erst einmal atemberaubende Ausblicke. Der Ort liegt in etwa 1.600 Meter Höhe. Die Franzosen haben ihn touristisch erschlossen. Auch hier muss man - ähnlich wie in der Halong-Bay - damit rechnen, dass es neblig und bewölkt sein kann. Dann wird die Enttäuschung über das wolkenverhangene Panorama womöglich nicht ganz so groß sein. Vor allem aber kann es in Sapa eines sein: sehr kalt. Wir waren zwar auf niedrige Temperaturen eingestellt,  aber gefroren haben wir trotzdem. Vielleicht lag das aber auch an unserem Hotel. Das war definitiv das schlechteste auf unserer Reise. Es war schon sehr abgewohnt, die Servicekräfte waren wenig motiviert. Aber am schlimmsten war: das Hotel hatte keine Heizung. Im Zimmer konnte man sich nur mit einer Heizdecke aufwärmen - das war noch okay. Aber wenigstens im Restaurant und in den Aufenthaltsräumen hätte man schon ein bisschen einheizen können - zumal die Infrastruktur - sprich elektrische Heizöfen und Kamin - da war. Schön wäre es noch gewesen, Bürste und Lappen im Hotel zu bekommen, um seine Trekkingschuhe sauber zu machen.


Die Touren haben uns für alles entschädigt: Als Guides fungieren die Hmong-Frauen aus den umliegenden Bergdörfern. Manche sind 17 Jahre jung, hochschwanger, haben ein Kind auf dem Rücken geschnallt und in der Regel einen dreistündigen Marsch hinter sich, wenn sie die Touristen im Hotel abholen. Sie führen die Wanderer 15 Kilometer durchs gebirgige Gelände, ohne mit der Wimper zu zucken, lächelnd, freundlich, offen und selbstbewusst. Auf diesen Touren läuft man durch die Bergdörfer und staunt, wie einfach und bescheiden diese Menschen noch leben (siehe z. B. die Metzgerei im Bergdorf, Foto unten links, oder ein Imbiss auf dem Foto rechts). So gut wie alle Bewohner tragen ihre traditionelle Kleidung, sie weben ihre Stoffe selbst und sind Selbstversorger. Auf den Wanderungen kommt man mit den Einheimischen in Kontakt und kann ihnen viele Fragen stellen. Zahlreiche Einheimische haben ganz gut Englisch gelernt - nicht zuletzt dank der Unterstützung karitativer Organisationen. Das Beherrschen der englischen Sprache ist - wie so oft auch anderswo auf der Welt - zur Voraussetzung geworden, um mit und an den Touristen Geld zu verdienen - und damit auch, um zu Überleben.








Wird das Gelände beim Trekking mal unwegsam, so gibt es helfende Hände (s. Foto unten links): Die einheimischen Frauen unterstützen mit geübten Griffen und werden nicht selten zum persönlichen Guide für die schwierigen Wegabschnitte. Der Service ist am Ende nicht ganz kostenlos: Die Frauen möchten am Ende der Tour, dass man ihnen ihre selbst gemachte Taschen, Tücher oder Armbändchen abkauft. Auch wenn ihre Preise weit über dem vietnamesichen Strandard liegen - die Hmong-Frauen haben uns wirklich geholfen. Teile der Strecke waren durch den Regen am Vortag so rutschig und unwegsam geworden, dass wir es ohne deren helfende Hände nicht geschafft hätten. Insofern war es Ehrensache, ihnen ihre Ware abzukaufen und uns so für den Service erkenntlich zu zeigen.










Am Ende dieser zwei Tage waren wir ganz schön fertig, verfroren, müde und voller wunderbarer Eindrücke - und: Wir hatten schon das nächste Ziel vor Augen. Nach der Ankuft des Nachtzugs in Hanoi wartete nur wenige Stunden später ein Flieger, der uns nach Da Nang bringen sollte.







Tipps:
  • wenn möglich, nicht das Summit Hotel in Sapa buchen
  • in Sapa gibt es Trekking-Kleidung zu kaufen, in den Hotels kann man Regencapes und Gummistiefel ausleihen - letzteres entspricht - nach unseren westlichen Vorstellungen - alles andere als guten Wanderschuhen, aber bei diesen lehmigen Verhältnissen, sind sie wohl dann doch ganz gut geeignet
  • Wer eine Dreitages-Tour nach Sapa bucht, übernachtet einmal im "Homestay" - also in einer Hütte in einem Bergdorf bei den Einheimischen. "Homestay" ist Geschmackssache und sicherlich nicht für jedermann: Die Unterkünfte sind sehr einfach, die hygienischen Verhältnisse auch. Aber für alle, die sich das zutrauen, sicherlich ein unvergessliches Erlebnis. 
  • Wir haben den Kindern in den Bergdörfern nichts gegeben: keine Bonbons, keine Spielsachen, keine Stifte. Auch wenn es uns schwer gefallen ist: Wenn die Kinder erst einmal lernen, dass sie von den Touristen dafür belohnt werden, wenn sie am Wegesrand auf sie warten, dann werden sich dei Kinder nur schwer davon überzeugen lassen, dass sie besser in die Schule gehen sollen.
  • Vorsicht auch mit den Vouchern für die Zugfahrt: Am besten im Reisebüro bei der Buchung genau nachfragen bzw. sich erklären lassen, wofür welche Voucher gelten. Wir hatten ein paar kleine Irritationen bei der Rückfahrt, weil wir aus einem Mißverständins heraus, den Voucher dafür nicht mehr hatten. Und so standen wir am Tag der Abfahrt erst einmal ohne Rückfahkarten da... Das Problem wurde dann aber auch erfolreich gelöst - dank der Hilfe des Hotels. Hier müssen wir das Sapa Hotel mal ausnahmsweise loben.
  • Bitte die Zugticktets gut aufheben! Anders als man das von Europa gewohnt ist, werden diese am Ende der Fahrt, beim Verlassen des Bahnhofs, noch einmal kontrolliert und eingesammelt.
  • Auch dieses Paket haben wir gebucht im Sinh Cafe, 40 C Hang Manh Str., Hanoi - buithuy_travel@yahoo.com                                   
 

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